Wie steht’s um den Gasverbrauch der Deutschen?

Wie steht’s um den Gasverbrauch der Deutschen?

Mit dem Jahresende laufen die Preisbremsen für Gas und Strom aus. Dann dürften noch mehr Menschen in Deutschland genauer auf ihren Verbrauch achten. Doch wie hoch ist dieser insgesamt – sind wir zuletzt eher sparsam oder zu verschwenderisch gewesen?

Tendenz zum Sparen ist klar erkennbar

Durch den Russland-Ukraine-Konflikt hatten sich die Gaspreise enorm erhöht. Um die Bevölkerung zu entlasten, führte die Bundesregierung die Energiepreisbremsen für Gas und Strom ein. Trotz dieser Maßnahme lohnt es sich, zu sparen – umso mehr mit Blick auf 2024, denn im kommenden Jahr fällt diese Erleichterung aller Voraussicht nach weg. Doch wie sparsam sind die Deutschen tatsächlich?

Die Antwort hat die Bundesnetzagentur parat. Nach ihren Angaben lag der durchschnittliche Gasverbrauch in 2022 bei 847.470 Gigawattstunden. Einsparungen lassen sich deutlich erkennen, denn ein Jahr zuvor war der Verbrauch noch 17 Prozent höher. Diese Entwicklung ist im Wesentlichen auf die gestiegenen Gaspreise zurückzuführen. Inzwischen bewegen sich die Preise wieder auf einem gemäßigten Niveau – und dennoch sind sie höher als vor Beginn des Ukraine-Kriegs.

Das sind die durchschnittlichen Verbrauchswerte

Den größeren Anteil des Gasverbrauchs macht der Industriesektor mit knapp 60 Prozent aus. Der restliche Teil von nahezu 41 Prozent entfällt auf Haushalte und Gewerbekunden. Dabei nutzt rund die Hälfte der Privathaushalte Erdgas. Apropos Privathaushalte: Der Durchschnittsverbrauch in einem Einfamilienhaus liegt zwischen 20.000 und 40.000 Kilowattstunden pro Jahr.

Für eine Kilowattstunde Gas zahlen die Kunden durchschnittlich 11 Cent. Bei einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden entspricht das Kosten von gut 2.300 Euro pro Jahr. Der konkrete Gasverbrauch in einem Haushalt hängt von mehreren Faktoren ab. Dazu gehören die Anzahl der darin lebenden Personen, die Größe der Wohnung, der Zustand des Objekts und das eigene Heizverhalten.

Um 40 Quadratmeter zu beheizen, werden durchschnittlich 5.600 Kilowattstunden pro Jahr benötigt. Bei einer Fläche von 80 Quadratmetern sind es gut 11.000 Kilowattstunden und bei 120 Quadratmetern beinahe 17.000 Kilowattstunden. Für ein Objekt mit einer Fläche von 140 Quadratmetern werden dann bereits knapp 20.000 Kilowattstunden verbraucht. Sofern Erdgas ausschließlich zum Heizen dient, spielt die Anzahl der im Haushalt lebenden Personen praktisch keine Rolle.

Anders sieht es jedoch aus, wenn auch das Wasser mithilfe von Erdgas erwärmt wird. In diesen Fällen sind zusätzlich pro Person zwischen 600 und 800 Kilowattstunden jährlich einzukalkulieren. In einem Zwei-Personenhaushalt entspricht das demnach weiteren 1.200 bis 1.600 Kilowattstunden, bei vier Personen zwischen 2.400 und 3.200 Kilowattstunden extra.

Unabhängigkeit von russischem Erdgas

In der Vergangenheit war Russland der größte Gaslieferant für Deutschland. Über die Hälfte der Erdgasmenge steuerte der ehemalige Partner bei. Inzwischen hat sich die Versorgungslage drastisch geändert: Seit August 2022 bezieht Deutschland kein Erdgas mehr auf direktem Wege aus Russland. Stattdessen ist mittlerweile Norwegen an die erste Stelle gerückt. Zu den weiteren wichtigen Lieferanten gehören die Niederlande und Belgien, kleinere Mengen stammen zudem aus Frankreich.

Obendrein bezieht Deutschland inzwischen verflüssigtes Erdgas, das auch als „Liquid Natural Gas“ und unter der Abkürzung LNG bekannt ist. Anfang 2023 gingen zu diesem Zweck die ersten Terminals an den Küsten ans Netz. Von dort wird LNG aus Ländern wie den USA, Katar oder den Vereinigten Arabischen Emiraten importiert. Dieser Anteil beträgt bisher jedoch insgesamt weniger als 10 Prozent.