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Nord Stream 2: Wiederbelebung für die Gaspipeline?
Bekanntermaßen wurde die Pipeline Nord Stream 2 gebaut, um russisches Erdgas nach Europa zu transportieren. In Zukunft könnte sie eine neue Rolle spielen – als Transportweg für grünen Wasserstoff. Durch eine Gerichtsentscheidung wurde diese Idee angestoßen. Allerdings gibt es noch Zweifel an diesem Vorhaben.
Verkauf der Pipeline aufgeschoben, potenzieller Abnehmer stünde parat
Trotz der Schäden an Nord Stream 2 wird immer wieder über die mögliche künftige Nutzung diskutiert. Aktuell ist im Gespräch, einen Teil der Pipeline für den Transport von grünem Wasserstoff zu verwenden. Dieser soll aus Finnland bezogen werden. Auslöser ist ein Urteil des Kantonsgerichts im schweizerischen Zug. Es hatte der insolventen Nord Stream 2 AG einen Aufschub bis Mai 2025 gewährt.
Ursprünglich war ein Verkauf der Pipeline nach dem 10. Januar 2025 vorgesehen, um die Schulden gegenüber den Anteilseignern zu begleichen. Wegen der aktuell komplexen geopolitischen Lage sowie der ungewissen politischen Entwicklungen in Deutschland und den USA ist der Verkauf der Pipeline noch nicht vollzogen. Viel hängt von der Eigentümerstruktur ab. Anteilseigner sind neben dem russischen Staatskonzern „Gazprom“ 5 Investoren, zu denen unter anderem die beiden deutschen Unternehmen „Uniper“ und „Wintershall Dea“ gehören.
Sofern sich keine Lösung finden lässt, steht ein Verkauf weiterhin zur Debatte. Einen passenden Abnehmer würde es auch schon geben: Der US-amerikanische Unternehmer Stephen Lynch möchte den Deal mithilfe der Regierung seines Landes realisieren, um deren Unterstützung er wirbt.
Vom Erdgas zu Wasserstoff: Vision oder Realität?
Es wird jedoch noch eine weitere Option in Erwägung gezogen: die Umwandlung von Nord Stream 2 in eine Wasserstoffpipeline. Es existieren bereits konkrete Pläne aus Deutschland und Finnland, einen sogenannten „Wasserstoff-Importkorridor“ zu schaffen. In diesem Fall könnte zumindest ein Teil der Pipeline künftig für den Transport von grünem Wasserstoff dienen. Technische Überlegungen für diese Umwidmung wurden bereits angestellt – allerdings ginge das nicht ohne erhebliche Kosten, die durch den Neubau der Infrastruktur entstünden.
Die Europäische Kommission hat das Projekt auf die Liste der „Vorhaben von gemeinsamem Interesse“ gesetzt. Für viele ist dies ein positives Signal und ein Anreiz, den Plan weiterzuverfolgen. Kritiker entgegnen wiederum, dieser Schritt sei nur ein Vorwand, um den Import von russischem Erdgas langfristig fortzusetzen. Gegenwind kommt zum Beispiel von der Deutschen Umwelthilfe (DUH): Das Vorhaben sei eine „billige Ausrede“, um weiterhin Erdgas aus Russland zu beziehen, was letztlich die europäischen Klimaziele gefährden würde.
Angesichts der geopolitischen Spannungen und der Herausforderungen bei der Energieversorgung bleibt die Zukunft von Nord Stream 2 ein heiß diskutiertes Thema. Ob die Pipeline tatsächlich für den Wasserstofftransport umgerüstet wird, ist daher zum aktuellen Zeitpunkt noch vollkommen offen.